Verlassene Eltern

yucca
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 3069
Ich habe in der Zeitung einen Artikel gelesen, der mich beschäftigt. Für mich hinterlässt der Bericht viel Fragezeichen und Ungereimtheiten. Einfach so passiert so etwas nicht. Verschliessen betroffene Eltern die Augen? Wollen sie geschehenes nicht wahrhaben? Unverständnis, Trauer, Wut...
Eltern sind die leidenden Opfer, Kinder werden zu Täter abgestempelt. Ist die nicht einsicht/eingestehen von Fehler ein selbstschutz der Eltern?

https://www.basellandschaftlichezeitung.ch/basel/baselbiet/schlimmer-als-wenn-das-kind-stirbt-wenn-kinder-den-kontakt-zu-ihren-eltern-abbrechen-134063635

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
fraulein
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Beiträge: 1583
Ich habe diesen Artikel nun ebenfalls gelesen. Aber ich sehe hier in erster Linie, dass die Eltern mit schriftlichen Anschuldigungen überhäuft wurden, aber nie die Gelegenheit hatten, dazu Stellung nehmen zu können. Dass die Tochter, die diese Traumatherapie macht, sich verschliesst, ist nachvollziehbar. Dass die andere Tochter sich einfach anschliesst, ohne die Eltern "zur Rede zu stellen", ist es für mich nicht.

Auch von Seiten eines Therapeutern ist es nicht nachvollziehbar, dass ein Bruch empfohlen wird, ohne einen Versuch des Gesprächs anregen zu wollen.

Da seh ich viel mehr Besorgnis und Ungereimtheiten in Bezug auf die Therapie.

Wie oft passieren im normalen Leben kleine Missverständnisse, die man in einem Gespräch klären könnte. Aber auch das macht man dann nicht.

Wie schwierig also, wenn es um schwerwiegendere Dinge geht, wo es keine Möglichkeit gibt, die Situation aufzuarbeiten. Hier irgendjemand (vor)verurteilen zu wollen, fände ich anmassend. Speziell, wenn Angaben so vage gehalten sind.

Partner, 4 Kinder mit teilweise Schwiegerkindern, aktuell 2 Enkel :-)
Stricken, Lesen und immer wieder an meinem Lieblingsplatz sitzen und den Bäumen zuhören.
yucca
ThemenerstellerIn
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Beiträge: 3069
@fraulein
Ich verstehe nicht dass die Eltern, nach ca. 6 Monaten alle Erinnerungsstücke, der Tochter auf den Vorplatz gestellt haben. Sieht für mich nach Abbrechnug und Frust aus.
Bezgl. des Darlehen wäre es nur konsequent wenn sie dieses zurückzahlen würden, alles andere ist ein no go.
Das mit dem Traumatherapeut sehe ich wie du, ohne ein Gespräch finde ich einen Kontaktabbruch nicht fair für die Eltern.
Ich frage mich wie schwerwiegend die Geschehnisse sein müssen, die zu diesem Schritt führen.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
glitzerfee2
Dabei seit: 26.03.2004
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Ich sehe hier ganz klar einen Übergriff des Therapeuten. In einer Therapie geht es doch darum ein Trauma zu erkennen, dieses zu adressieren und zu lösen. Daher stellt sich mir die Frage, wie professionell ein Therapeut ist, der ein Trauma durch einen Bruch löst... Ein neues Trauma wird kreiert.. Dieses Trauma muss ja dann auch wieder gelöst werden und schon hat man die Klientin wieder verpflichtet...
Traurig wenn so eine Familie zu Bruch geht...
Filou71
Dabei seit: 10.02.2004
Beiträge: 96
Vielleicht wäre es "spannend", die andere Seite der Geschichte zu hören.

Bei mir war er auch nicht anders: Als "Unfall" auf die Welt gekommen und das ganze Leben zu spüren bekommen dass ich unerwünscht bin und nicht zur Familie passe...
Irgendwann bleibt nichts mehr anders übrig, als diesen Schritt zu machen um sich selber zu schützen. Nicht einfach aber trotzdem erlösend...
goodie
Dabei seit: 12.11.2011
Beiträge: 3198
Sehr traurig die Geschichte, für mich nicht nachvollziehbar da ich meine Mutter so früh verloren habe. Was würde ich alles hergeben nur um sie wieder in den Arm zu schliessen.

Ich habe viel Mitleid mit den Eltern aber gar keines mit den Töchtern. Ganz ehrlich ich hätt so einen Therapeuten zum Teufel gejagt, das ist doch völlig falsch wie der die Sache angegangen ist.

„Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg."

Mahatma Gandhi
yucca
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
"Filou71" schrieb:

Vielleicht wäre es "spannend", die andere Seite der Geschichte zu hören.


Genau das habe ich auch gedacht. Die radikale Art der Eltern hinterfrage ich auch. Nach ca. 6 Monaten alle Erinnerungsstücke auf dem Vorplatz deponiert, finde ich etwas voreilig.

@glitzerfee2
Ich sehe den Abbruch auch beim Traumatherapeuten und finde das alles andere als professionell. Ein klärendes Gespräch mit den Eltern wäre wohl das richtige gewesen. Wenn es dann nicht anders möglich gewesen wäre, den Abbruch.

@goddie
Ich habe schon den Eindruck dass sich die Eltern in der Opferrolle sehen. Meiner Kindheit und Jugend war alles andere als schön. Mutter war Alkoholikerin und unser Vater lies öfters die Hände, den Ledergurt und Teppichklopfer sprechen, für Bagatelle. Wir haben viel verdrängt als Kinder und Jugendliche. Mein Vater war 20 Monate vor der Geburt meiner Tochter gestorben. Mit den eigenen Kinder ist mir so maches wieder hochgekommen. Ich habe eine Therapie gemacht um alles zu versrbeiten, was damals vorgefallen ist. Ich konnte meinen Eltern verzeihen, verzeihen weil sie wohl das beste aus der ganzen Situation gemacht haben und es nicht besser machen konnten. Ich weiss es tönt absurd, aber Frust, Wut und Hass bringen einem nicht weiter. Für mich wäre ein Bruch nicht die Lösung gewesen.

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 1002
Also wenn ich das richtig verstanden habe, war ja, die Beziehung zwischen Mutter (+ Stiefvater ) bis zur Reise soweit gut.
Interessant währe wirklich, was die Tochter der Mutter und/oder Stiefvater vorwirft.
Eine Therapie sollte jemandem helfen, das Geschehene zu verarbeiten
Um beurteilen zu können, ob es richtig ist, das man den Kontakt zu den Eltern (oder Kindern) abbricht, müsste man wissen, was vorgefallen ist
Und hier habe ich Zweifel, ob es das richtige ist
Sicher kann man sich auch fragen, ob es von den Eltern richtig war, ihnen die Sachen nur hinzustellen?
Was aber sicher stimmt, das die Kinder, das Geld zurück geben müssten, das sie keinen Kontakt mehr zu den Eltern wollen
Gehöre selber zu den ungewollt- und ungeliebten Kindern. Brauche aber keine Traumatherapeut, der mir sagt, das ich den Kontakt abbrechen muß, habe selber herausgefunden, das ich den Kontakt auf ein Minimum reduzieren muss, um zu Überleben
yucca
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 08.02.2007
Beiträge: 3069
Mich schockiert wie viele Kinder die Eltern verlassen. Gibt es heute wirklich so unfähige Eltern, oder hat man diesen Schritt früher aus Respekt nicht gemacht?

Auch aus Steinen, die in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
nanny72
Dabei seit: 21.05.2006
Beiträge: 1002
@yucca
Obwohl ich vermutlich genug Gründe hätte, den Kontakt ganz abzubrechen, schaffe ich es nicht, diesen Schritt zu gehen und deswegen Versuche ich den Kontakt so gering wie möglich zu halten. Wobei meine Eltern wohl eher die Enkel vermissen würden, als mich, ihre Tochter, vorallem meine Mutter