Wer hat den Kontakt zur Familie abgebrochen?

Kassandra
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.06.2009
Beiträge: 39
Liebe Forumlerinnen
Seit ich ein Kind bin habe ich ein angespanntes Verhältnis zu meinen Eltern und Geschwistern. Ich hatte schon zweimal für mehrere Monate keinen Kontakt, vor allem zu meinen Eltern. In dieser Zeit ging es mir und meiner Familie sehr gut. Zu meinen Geschwistern ist der Kontakt eh ziemlich lose. Jedes Mal habe ich den Kontakt auf Wunsch meiner Mutter wieder aufgenommen, sie sah ihre Fehler (teilweise) ein, nahm sich vor sich zu bessern. Klare Abmachungen wurden gemacht, sie wollte den Kontakt, wollte sich auch darum bemühen. Es tönt nun vielleicht so, dass wir überhaupt nichts machten, dem ist nicht so. Ich meldete mich telefonisch bei ihnen, lud sie ein und wieder kam alles von mir. Sie meldete sich jeweils mit dem Standartsatz: „ich dachte ich muss mich mal wieder melden!“ Es sollte eigentlich kein müssen sein, denn sie wollte den Kontakt.
Nach verschiedenen Kleinigkeiten die sich summiert hatten kam nun meiner Gefühlslage zu urteilen das Tröpfchen zu viel. Unser Sohn hatte eine wichtige Prüfung, alle wussten davon, wussten auch, wann das Resultat bekannt gegeben wurde, aber niemand aus meiner „Familie“ fragte nach, wie es ergangen ist. Wir haben uns so über das Resultat gefreut und sind stolz auf unseren Sohn. Ich gehe damit aber nicht hausieren, wenn jemand fragt, sage ich es. Die Familie meines Mannes hat mitgefiebert, nachgefragt und ist ebenfalls stolz auf unseren Sohn.
Erstmals Danke, dass ihr mir „zugelesen“ habt, das hat gut getan.
Nun meine Frage an euch, aus welchem Grund habt ihr den Kontakt zur Familie abgebrochen, rsp. eben nicht? Wie geht ihr damit um? Wie gehen eure Kinder, euer Mann/Frau damit um?
Kassandra
Gelöschter Benutzer
Jaja ich kenne das! Ich könnte dir Geschichten erzählen! Aber ich denke bei du hast genug eigene. Es gab eine Zeit da war ich so verzweifelt, da wollte ich den Kontakt abbrechen. Aber ich habe es nicht geschafft. Vielleicht zum Glück?
Wer weiss was die Zeit noch bringt. Aber ich halte den kontakt sehr begrenzt.
Ich kenne den Satz "ich habe gedacht ich muss mich mal wieder melden...*würg*.
Manchmal könnte ich mir auf die Zunge beissen, wenn ich in der Not alle halb Jahre eben doch meine Mutter frage, ob sie die Kinder hüten mag und sie alle erdenklichen Ausreden bringt. Dann ärgere ich mich noch mehr über mich als über sie.
Es tut immer ein bisschen weh, aber es frustet mich nicht mehr so sehr wie vor einigen Jahren, wenn ich diese Ablehnung erfahre.
es tut mir einfach leid für die Enkelis. Weisst du, wir haben so wundervolle Kinder. *seufts*
Wie wir damit umgehen? Gar nicht irgendwie. es ist wies ist und wie gesagt es wird einem glaube ich niemals kalt lassen, aber ein wenig gleichgültiger vielleicht?
Ich rate dir, nimm all die Liebe deiner Schwiegerfamilie an und geniesse davon was du kannst. Es ist schön wenn man eine liebe Familie im Rücken weiss, auch wenns nicht die eigene Herkunftsfamilie ist.
Auch ich habe eine wirklich liebe Schwiegerfamilie und fühle mich komplet akzeptiert, sogar geliebt.

Es scheint, dass du und ich viele Paralellen haben.
Jeder sehnt sich ein Leben lang nach Liebe nicht? und selbst wenn man in der Mitte des Lebens steht noch. Schlimm wenn man emotional so weggeschoben wird.
Ich wünsche dir jedenfalls alles Liebe und viele liebe Freunde um dich rum die dich stützen und einen Teil der fehlenden Familie ausfüllen.
kaye
Dabei seit: 25.11.2009
Beiträge: 963
finde ich jetzt noch extrem, wegen einer "nicht-reaktion" den Kontakt wieder abbrechen zu wollen. in unserer Familie (kommen alle sehr gut aus) fragt auch niemand nach. Es hat einige sehr begabte Kinder, einige weniger, und ich finde es doof, bei einer Prüfung oder eine Schulstufe in der weiteren Verwandtschaft (ausser gerade Eltern und Geschwister des Kindes) davon zu sprechen, nachzufragen etc. Wenn es sich ergibt, ja klar, wenn erst ein halbes Jahr später, auch gut.
Gelöschter Benutzer
Liebe Kassandra
Ich finde, man kann den Kontakt zu Eltern und Geschwistern nicht abbrechen. Sie werden immer deine Eltern und deine Geschwister sein.
Ich habe zu meinen Geschwistern guten, herzlichen Kontakt. Zu meinen Eltern habe ich den Kontakt -da er mir nicht gut tut sehr dosiert (ich sage zB wann ich wieder telefoniere, melde mich dann für 15-20 Minuten, sehen tun wir uns höchstens alle paar Monate und nur deshalb, weil ich finde, unsere Kinder haben ein Recht darauf, ihre Grosseltern zu sehen.
Am besten geht es, wenn ich von niemandem etwas erwarte. Dass sie dich nicht nach der Prüfung gefragt haben, kann ja vielerlei Gründe haben (Datum nicht mehr im Kopf, oder sie dachten du sagst von dir aus etwas) und ich finde das nicht so schlimm.
Gelöschter Benutzer
....was übrigens nicht heisst, dass ich dir nicht glaube, dass es sonstige für dich schlimme Sachen in deiner Familie gab- du wirst ja da sicher auch deine Gründe haben.
Gelöschter Benutzer
Ich denke schon, dass das Problem nicht einfach ein "nicht melden" ist, sondern dass da eine grössere Vorgeschichte ist.
Ich glaube, nur weil man sich mal nicht meldet ist niemand traurig.
Aber kassandras Geschichte tönt für mich nach viel mehr.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Mein Mann hat keinen Kontakt mehr zu seinem Vater, die Mutter ist seit seiner Kindheit verstorben. Nicht nur er, auch seine Schwester und die Kinder der neuen Partnerin haben keinen Kontakt mehr zu ihnen.

Der Grund: Die Kinder hatten sich immer bei ihnen melden sollen, jedesmal wurde ihnen Fehler, die teilweise über 20 Jahre zurückliegen vorgeworfen, immer hätten sie nach der Pfeife des Vaters oder besser gesagt seiner Frau tanzen sollen.

Als ich mit dem ersten Kind schwanger war, (vor 15 Jahren) hatten wir noch etwas Kontakt. Nach seiner Geburt kamen sie uns einmal besuchen, weil sie gerade in der Gegend waren (sie wohnen ca. 200 km entfernt), um Vögel zu kaufen. Wir dh. vorallem ich, meldete mich ab und zu bei ihnen. Wenn wir uns nicht meldeten, hörten wir nichts. Beim nächsten Anruf unserer Seits mussten wir uns wieder vorwerfen lassen, dass wir uns nie melden.

Auf die Geburtsanzeige vom Jüngsten meldeten sie sich nie. Irgendwann begann der Älteste (Kindergartenalter) nach seinem 2.Grossvater zu fragen, bzw. wo er denn begraben sei. So stattete ich mit den Kindern meinem Schwiegervater unangemeldet einen Besuch ab. Er freute sich riesig. Seine Frau hatte "leider" keine Zeit, sich zu uns zu setzen. Bevor ich wieder weiterfuhr, sagte er, es wäre schön, wenn wir uns wieder sehen würden. Daraufhin erwiderte ich, dass ich den ersten Schritt getan habe, der Ball liege bei ihm. Doch es kam nichts.

Ein paar Jahre später waren wir anlässlich eines Festes in der Gegend und wollten sie spontan besuchen. Obwohl wir mehrmals klingelten, öffnete niemand. Mein Mann zeigte den Kindern alles von früher. (Es ist ein mehrstöckiges Haus, wobei der eigentliche Wohnbereich im 1. Stock liegt). Als wir die Treppe runter kamen, klingelte eines der Kinder zum Spass noch. Da öffnete sich plötzlich die Türe. Die Reaktion vom Schwiegervater zu seinem Sohn: Hast du mal wieder den Mut gefunden, dich hier blicken zu lassen?

Diesmal war das Treffen nicht mehr ganz so schön. Jedesmal wenn mein Mann etwas sagte oder fragte, wurde er von seinem Vater wie ein Schuljunge runter geputzt. Ich wurde auch nach MEINER E-Mail Adresse gefragt, er wolle mir mal schreiben. Tja, das sind nun auch bald wieder 3 Jahre her, gehört hatten wir nie mehr was. Ein Kärtli zu Geburtstagen, Weihnachten, etc. gab es noch nie von ihnen, geschweige denn ein Geschenk, ausser zur Geburt des 1.Kindes. Es war eine schmuddelige Decke, die ich gleich wieder wegwarf.

Zu seiner Schwester hat mein Mann einen guten Kontakt. Da sie etwa 2 Autofahrstunden von uns entfernt wohnt und unregelmässig - oft am WE - arbeitet, sehen wir uns nicht allzuoft, dafür telefonieren wir mehr.
GabrielaA
Dabei seit: 18.10.2002
Beiträge: 5446
Im übrigen hat unser Ältester nach dem 1. Besuch vor etwa 6 Jahren nie mehr nach seinem Grossvater gefragt. Wir haben zu meiner Familie ein sehr enges Verhältnis, sehen auch meine Eltern und Geschwister regelmässig. Von daher vermissen die Kinder auch nichts.

Bei der Schwester des Mannes und ihren Kindern ists gleich. Wobei hier die Ältesten selber erwachsen sind, das Jüngste ein Teenager. Nur das Älteste von vieren sah als Kleinkind den Grossvater, die andern nie. Dh. 1x an unserer Hochzeit, doch da hatte es so viele Fremde, dass sie erst viel später realisierten, dass das ebenfalls ein Grossvater von ihnen war.

@Zwiebelkuchenfrau: Wenn sich die Eltern bzw. die Geschwister entscheiden, den Kontakt abzubrechen, oder sich nicht für die Kinder (Geschwister) intressieren, kann man nichts machen. Irgendwann gibt man auf.

Einfach so, bzw. nach einem einmaligen Streit sollte sicher nicht aufgegeben werden.
Gufechnopf
Dabei seit: 18.03.2007
Beiträge: 3509
Meine Eltern sind/waren vom gesellschaftlichen Hintergrund, vom Charakter wie auch vom Intellektuel so unterschiedlich, die hätten nie heiraten sollen. Die waren wie Katz und Maus.
Mein Bruder ist nun eher nach meiner Mutter geraten und ich nach meinem Vater. Nun ist mein Vater schon vor langer Zeit gestorben und ich fühle mich mit meiner resp. seiner Art vom Rest der Familie nicht verstanden.
Das wurde mir von meiner Mutter auch immer gezeigt. Mein Bruder hat damit weniger Mühe.

Lange Zeit litt ich wahnsinnig darunter. Es mich dauerbeschäftigt. Mit 30 habe ich eine Therapie angefangen und meine Geschichte inkl. Vergangenheit meiner Eltern aufgearbeitet. Ich habe gelernt, wie ich mit diesen Verletzungen umgehen soll. Ich lernte zu meinen verdrängten VaterGenen JA zu sagen und bin heute stolz, anders zu sein.
Ich habe zwar immer noch Angst, meiner Mutter zu begegnen. Wenn ich dann aber mal da bin, dann kann ich es ganz locker nehmen.

Am besten fahre ich, wenn ich keine Erwartungen habe. Verletzt sie mich, dann höre ich einfach weg. Heute ist meine Mutter alt und wenn sie so verdrehtes Zeugs bringt, dann wechsle ich einfach das Thema oder reagiere nicht.
Mein Bruder hat mich gelernt, dankbar zu sein, was sie für uns getan hat. Und irgendwie hat sie als Mutter vieles gut gemacht. Aber mütterliche Gefühle empfinde ich keine zu ihr. (ist das so richtig ausgedrückt?)
Jetzt gerade ist sie im Spital. Und wenn ich als Tochter etwas für sie tun muss, dann mache ich das.

Für meine Tochter war es manchmal schon traurig. Sie hätte gerne mehr Kontakt zu meiner Mutter gehabt. Meine Mutter hat aber umgekehrt auch nicht um Kontakt gekämpft. Die Tür wäre ihr aber immer offen gestanden.

Meine neue Schwiegermutter macht dafür alles, was ich mir von meiner Mutter gewünscht hätte. Sie hilft und unterstütz und es ist einfach stimmig.
Meine Mutter hingegen ist und war immer Gast hier. Auch als ich frisch geboren hatte, musste ich sie bedienen, während andere durch ihre Mütter entlastet wurden.

Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut (und Phantasie), Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.
Kassandra
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 16.06.2009
Beiträge: 39
Danke euch für eure Worte! Wie ich geschrieben habe, das "nicht melden" hat das Fass einfach zum Überlaufen gebracht. Die Vorgeschichte und die vielen Anläufe und Versprechungen und das immer wieder enttäuscht werden hinterlässt einfach seine Spuren.

@ Chili-Lili Deine Worte tun gut, ich denke wer es selber erlebt, kann besser mitfühlen.