Wer hat den Kontakt zur Familie abgebrochen?

Barcley
Dabei seit: 01.09.2002
Beiträge: 606
Der Kontakt ist weniger, als gewünscht, als Konsequenz will man ihn aktiv ganz abbrechen? Wieso nicht einfach akzeptieren, was ist, nichts nachrennen, sondern das halt so nehmen, wie es ist? Was bringt der Abbruch? Kann man dann besser mit dem Nichtkontakt umgehen, weil er quasi selber initiiert ist?

Der Satz "ich dachte, ich muss mich mal wieder melden" muss nicht so negativ gemeint sein, wie er klingt. Das kann auch schlicht ne Floskel sein, synonym zu: ich wollte mich mal wieder melden... manchmal kommt halt viel dazwischen, nicht bei allen ist Kontaktpflege so präsent wie bei dem, der drauf wartet. Eltern sind, wie sie sind. Wen ich mich aktiv losreisse, weil sie nicht so sind, wie ich sie gerne hätte, hilft mir das wenig - höchstens werde ich mir mal ein Gewissen machen, wenn sie gar nicht mehr sind. Man kann nur sich selber ändern - und ab und an ändert man damit auch das System. Keine Erwartunen ist wohl der erste Punkt. Und wenn man halt immer selber anrufen muss - wenn man wenigstens spürt, dass der andere sich freut, ist das doch schön. Und wenn nicht... kann man es einfach lassen, ohne gleich radikal agieren zu müssen?!

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Irma La Douce
Dabei seit: 06.09.2004
Beiträge: 1394
Ich habe jetzt nichts gelesen, möchte aber sagen, wie es bei uns ist. Meine Eltern leben leider in der Türkei, also können sie nicht teilhaben an Ereignissen. Die Eltern meines Mannes wohnen eine Autostunde von uns entfernt. Se arbeiten beide noch immer viel und melden sich nie. Nicht weil sie kein Interesse haben, sondern weil sie schlicht nicht daran denken und sowieso finden, wir sind ja da, kommt wann ihr wollt. Wenn mit unseren Kindern etwas ist (Zeugnis, schwimmwettbewerb etc.) dann mache ich allen eine Mail. Schreibe Termine auf und sage, dass wir uns sehr freuen wurden, wenn sie auch dabei wären. Ich erwarte nicht, dass die Leute ständig an uns denken, sondern überrasche sie lieber mit solchen Mails. Vielleicht solltest du auch einfach von dir aus die Initiative ergreifen. Bei uns wirkt das fast Wunder.
eleni
Dabei seit: 02.06.2004
Beiträge: 1380
Einen Teil liegt sicher auch daran, dass du dich von deinen Eltern nicht abnabeln konntest/durftest (das können Eltern wie "verhindern", dass sich ihre Kinder loslösen.). Diese Thema gibts im Forum immer wieder mal. Schlussendlich kann man sich noch so über die Eltern nerven - es sind die Abnabelungsprozesse, die nicht abgeschlossen sind und nachgeholt werden müssen für eine Bereinigung der Beziehung.
Und halt auch die Problematik der Erwartungen, aber das wurde ja schon erörtert.
Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
oh, eleni du schneidest da eine sehr interessante sichtweise an.
(grenzen, abgrenzen, selbstständig, emotional wie praktisch)

beziehungen können so anstrengend sein.
eleni
Dabei seit: 02.06.2004
Beiträge: 1380
Da könnte ich das selbe sagen, Beziehungen sind anstrengend, wenn man nicht sich selber ist oder sein kann. Deshalb würde ich bei einem nervenden Muster immer hinterfragen: weshalb nervt mich etwas? Dann trifft man auf den wunden Punkt bei sich selber, der heilen muss.
Bananajane
Dabei seit: 09.03.2012
Beiträge: 16
Wieso soll ich mich nicht von der Verwandschaft fern halten können? Nur weil wir per Zufall miteinander verwandt sind, heisst noch lange nicht, dass wir uns gut verstehen! Also schaunauf dich!
Barcley
Dabei seit: 01.09.2002
Beiträge: 606
Na ja, von der Verwandtschaft kann man sich prima fernhalten, mache ich seit Jahren, da ich eigentlich nie einen wirklichen Draht dazu hatte und irgendwann ist der verbindende Teil - meine Grossmutter - gestorben - seit da 0 Kontakt. Nicht aus Frust oder Ärger oder sonst negativen Gefühlen - wir haben schlicht keine Beziehung....

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Smile79
Dabei seit: 07.04.2009
Beiträge: 2397
@eleni
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Sonnenblume
Dabei seit: 11.01.2002
Beiträge: 207
Habe jetzt nicht alles gelesen, aber bei mir ist es auch seit mehr als 20 Jahren ein Auf und Ab und die Aussichten auf Besserung sehe ich eigentlich keine, im Gegenteil, die Eltern werden älter und noch schwieriger. Ich habe für mich persönlich Bilanz gezogen und "ermittle" wer wie was raubt mir sehr viel Energie, meine Eltern gehören da zu einem sehr gorssen Teil dazu. Da ich stark annehme, dass es nicht besser wird muss ICH einen lockeren "Schlussstrich" ziehen. Wenn ich es jetzt nicht mache, kommt er vielleicht in 3, 5 oder 10 Jahren. Also warum nicht lieber jetzt und meine Energie für mich und meine Familie aufsparen. Die letzten 20 Jahren waren genug und ich kann nicht immer überlegen, was ist wenn..., aber meine Kinder...., es sind doch meine Eltern..... etc. Ich denke jetzt einfach einmal an mich und was tut mir gut. Der Entscheid ist nicht einfach, denn man wünscht sich ja eigentlich eine perfekte Familie, aber für mich gehört auch dazu, dass man sich eingesteht, nein ich habe nicht eine solche Familie, meine Familie ist anstrengend, kräfteraubend, verletzend, unehrlich..... Und ich will mich da ausklinken.
meerwind
Dabei seit: 12.03.2010
Beiträge: 567
Ich! Seither kann ich mein Leben leben und werde weder tyrannisiert noch kontrolliert. Und es geht mir blendend ohne Kontakt zum Elternhaus. Es sind die Konsequenzen jahrelanger Versuche und Gespräche, ich gab nicht schon nach dem ersten Gespräch auf. Nun ist es so und es bleibt im Moment auch so.PUNKT