Wie lernt man, auch mal den Mund zu halten

Glockenblume
Dabei seit: 30.09.2009
Beiträge: 237
Ich kann mit offenen Leuten, welche eine sowohl als auch Einstellung haben, mehr anfangen. Die Gespräche empfinde ich interessanter und entspannender.
Bei Leuten mit festgefahrenen Meinungen stelle ich Fragen und versuche so ihren Blickwinkel nachzuvollziehen. Ist zwar auch interessant, aber wie du auch schon sagtest auch anstrengender. Es entsteht irgendwie kein Miteinander. Rechtfertigen mag ich mich auch nicht, da es ja immer auch Ansichtsache ist.
Eigentlich ist es mir gar nicht so wichtig meine Meinung preiszugeben, wenn eh nicht zugehört wird und das Gegenüber quasi ein Monolog führt.

Auf deine Frage wegen dem Kommentieren. Bei mir ist es so, dass ich manchmal nicht sofort auf etwas eine Meinung abgeben kann, da ich das Gesagte zuerst einmal verarbeiten muss und mir dann erst Argumente einfallen. Dies kann Andere manchmal verwirren. Ist nicht böse gemeint, ich bin da einfach nicht so spontan.

Die Wahrheit ist ein pfadloses Land.
Blumerl
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 1497
Ich mache mir manchmal einen (harmlosen) Spass daraus, bei meiner einen Kollegin, die seeehr gesprächig ist und ausführlichst ohne Punkt und Komma erzählen kann, noch einige Male interessiert nachzufragen. Die Kollegin ist immun dagegen, sie merkt nicht, dass sie einen Abend lang das Gespräch dominiert, sie wundert sich nur, dass ihr Essen immer noch unberührt ist, während ich schon längsten fertig bin mit meinem.
Ultramarin
Dabei seit: 30.03.2009
Beiträge: 1425
Ich kannte mal jemand, der redete so viel, es war fast wie eine show. man bekam zu höre, was sie alles gut kann, was ihre meinung zu welchen themen sei. das wurde alles mit so einer vehemenz vertreten, dass ich gar keine chance hatt zu argumentieren, ohne unterbrochen zu werden. oder, die person vertrat so vehement ihre meinung, und wenn sie fertig war, und pausierte, und ich anfangen wollte zu reden, stand sie auf, ging auf den balkon zu rauchen.

das schlimmste ist, ich musste mir vorwerfen lassen, ich nähme keinen teil an ihrem leben und es ginge immer nur im mich icon_wink.gif)

ich hoffe du bist nicht so, und redest die anderen nicht unter tisch und boden, und schenkst ihnen auch mal etwas aufmerksamkeit icon_wink.gif

We stopped checking for monsters under our bed, when we realized they were inside us
chnöpfli
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Gisi
Kann dich gut verstehen ,es geht mir auch oft so. Ich wüsste gerne ein Rezept dafür,aber ich bin selber noch auf der Suche. In letzter Zeit suche ich mir aber die Leute gezielter aus. Sprich ich erzähle nur noch Leuten welche mir sehr nahe stehen von meinem Innenleben. Bei den anderen versuche ich das Gespräch halt oberflächlicher zu halten. Wobei mir oberflächliche Gespräche gar nicht liegen und mir ehrlich gesagt nicht viel bringen. Daher habe ich jetzt auch gewisse Kontakte eingeschränkt. Wo es sich nicht vermeiden lässt suche ich manchmal einen Grund um mich dann aus dem obderflächlichen Blabla zu befreien. Ganz darauf verzichten will und kann ich auf solche Gespräche aber auch nicht. Es ist nun mal so in unserer Gesellschaft das man gewisse Oberflächlichkeiten und Getratsche aushalten muss um nicht ganz Einzelgänger zu werden...gerade als Mami,du verstehst was ich meine. Jedoch freue ich mich immer herzlich darüber wenn ich einem Menschen begegne der auch mal bereit ist ein intensiveres Gespräch zu führen. Es ist immer wieder überaschend das dies nicht mal ein Mensch sein muss den man schon lange kennt. Ich treffe jene manchmal an einem Anlass oder oft beim Hundespaziergang. Die meisten davon sehe ich nie wieder. Und doch hatte man ein gutes Gespräch miteinander,ist auf der gleichen Welle. Sowas bringt mir oft mehr als eine Nachmittag mit anderen Mamis wo es immer oft um das Gleiche geht. Manchmal trifft man aber einer dieser Mütter auch mal alleine an und ist überascht wie diese dann doch tiefgründiger sein kann wenn die anderen nicht dabei sind.

Mir ist es wie dir wichtig sich intensiv austauschen zu können. Ich höre aber auch gerne intensiv zu und kann in einem Gespräch einfach mal schweigen und die Sorgen meines Gegenübers anhören. Leider mache ich aber oft die Erfahrung das gerade nahestehnde Menschen Angst haben sich zu öffnen. Man will ja nicht verletzbar sein in Gegenwart von jemanden denn man kennt,so kommt es mir vor. Ich finde das aber schade,denn gerade für nahestehnde Menschen wäre es bereichernd wenn sie mehr Vertrauen und Mut für offene Gespräche hätten. Oberflächlichkeit findet man ja genug in unserer Gesellschaft in jeglicher Form und Weise. Ich fänds schön wenn sich mehr Menschen wieder mit etwas mehr Tiefe und Einfühlungsvermögen begegnen würden.

Leben und leben lassen
Blumerl
Dabei seit: 25.10.2007
Beiträge: 1497
In einem Punkt stimme ich Dir zu: Bei neuen Bekanntschaften fällt mir auch oft auf, dass es mühsam ist, sich auszutauschen. Obwohl ich eher ein zurückhaltender Mensch bin, der nicht so gern viel redet, versuche ich doch, mich zu öffnen damit man einander kennenlernen kann. Oft bleibt es dann beim Öffnen meinerseits, was ja nicht mein Ziel war.
Zickzack
Dabei seit: 25.11.2002
Beiträge: 84
Ich finde nichts schlimmer, als menschen, die immer nur reden, am liebsten natürlich nur von sich selbst. Solchen gehe ich wenn möglich aus dem weg.
Gisi
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 01.01.2002
Beiträge: 73
chnöpfli, genau so empfinde ich es auch.

Viele schreiben, Leute die viel reden! Wie definiert ihr das genau? Viel reden ist relativ. Ich mache die Erfahrung, dass es auch sehr viele Menschen gibt, die grosse Mühe haben ihre Empfindungen und Meinungen in Worte zu fassen und sind daher eher schweigsam. Ist in einem solchen Fall das Gegenüber eine Quasseltante? Ich finde nein.
chnöpfli
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
Wir hatten dieses Thema mal in der Ausbildung: aktives Zuhören. Das heisst jemand spricht und der andere hört nur aktiv zu ohne seine Meinung zu sagen. Dann der Wechsel. Das klingt einfach,ist aber sehr schwierig. Und doch wars sehr lehrreich. Denn man erfährt manchmal viel über den anderen was man verpasst hätte wenn man nicht schweigsam zugehört hätte. Und wir lernten in ICH-Botschaft zu sprechen und mit welchem Ohr zu hören. Das war ebenfalls enorm schwierig für mich. Ich mache die Erfahrung das dies super funktioniert wenn mein Gegenüber auch von dieser Regel weiss. Aber im Alltag ist dies extrem schwierig um zu setzen, mir gelingt es nicht immer mich daran zu halten. Schlussentlich mach ich die Erfahrung das die zwischenmenschliche Chemie schlussentlich bestimmt wie ein Gespräch verläuft. Die einen diskutieren auf der emotionalen Ebene andere wiederum auf der rationalen. Manchmal hat man dann das Gefühl aneinander vorbei zu reden. Auch ist es schiwerig wenn man mit einem Erwartungsdruck in das Gespräch ein steigt,z.B.: ich will der das jetzt unbedingt erzählen,nimmt mich Wunder was sie dazu meint. Es kann aber sein das das Gegenüber gerade den Kopf mit was ganz anderem voll hat und keinen Nerf hat um auf das Thema ein zu gehen. Wenn ich das spühre dann lass ich es bleiben,verschiebe es evt. Ich frag dann manchmal: beschäftigt dich gerade was? Und manchmal nimmt das Gespräch dann eine ganz andere Wende und man wird plötzlich zum Zuhörer.

Leben und leben lassen
chnöpfli
Dabei seit: 16.03.2004
Beiträge: 646
@Gisi
ich denke die Fähigkeiten sind breitfächrig verteilt. Ich gehöre klar zu den kommunikativen Menschen,jedoch bin ich weniger ein Macher. Mein Mann ist das Gegenteil. Das ist nicht immer so einfach aber manchmal auch praktisch weil wir uns ergänzen. Meine Tante zum Beispiel fragte mich gerade an ob ich ihr helfen kann einen Text zu verfassen.Sie ist der Ansicht das ich das gut kann und sie nicht. ich sagte ihr dann das sie dafür eine ganz tolle Künstlerin ist,also ein Macher. Sie ist extrem kreativ,setzt ihre Bilder im Kopf zu Skulpturen in jeglicher Form um. ich hingegen bringe das nicht im Geringsten hin,ich setze dafür meine Bilder im Kopf kommunikativ um. Im Alltag ist es praktisch wenn Denker und Macher zusammen arbeiten,oft kommen dann ganz gute Ergebnisse zustande. Jedoch im kommunikativen Bereich empfinde ich es oft als mühsam,zäh und mein Gegenüber vermutlich auch.

Ach ja,ich finde das Thema sehr spannend und ertappe mich gerade das ich da wieder zu viel quassle. Ich geh mich jetzt mal beim kochen austoben-also ich mach mal was statt zu reden icon_biggrin.gif.

Wünsche euch allne : En Guete!

Leben und leben lassen
Gelöschter Benutzer
...ich finde es megamühsam, wenn das gegenüber so gar nichts von sich erzählt und ich das gespräch führen muss! ist ja logisch, dass man dann redet und redet, einfach, dass es nicht peinlich wird. eigentlich bin ich nicht der typ, der einfach ein gespräch "beherrscht", aber es gibt wirklich mühsame leute, ich kenne mehrere davon, die sind wie stockenten...da kommt kaum ein quack hervor.