Wie reagieren bei einem Selbstmord?

Anjuli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.07.2005
Beiträge: 33
Ich bin in solchen Situationen total überfordert. Der Bruder einer recht guten Freundin hat sich umgebracht. Da wir uns äusserst selten sehen und der Kontakt nicht mehr so eng ist wie früher, möchte ich sie nicht einfach anrufen. Was soll ich machen? Brauchen die Angehörigen nicht erst mal Ruhe? Oder eben grad nicht? Ich bin so schockiert. Ich habe den Mann als sehr fröhlich und aufgestellt in Erinnerung und hätte nie im Leben an so etwas gedacht.
Gelöschter Benutzer
Anjuli, schreib eine liebe Karte. Schreib wie dir Ihr Bruder in Erinnerung war, wie er dich zum Lachen bringen konnte und was Ihr zusammen erlebt habt. dass er nicht einfach vergessen ist, sondern dass er in (deinen,euren) Erinnerungen weiterlebt. Dass du für sie da sein möchtest wenn Sie das mag. Dass du nicht weisst, was Sie im Moment gerade braucht und wenn es nur eine Umarmung sein soll bist du für Sie da. So was in der Art fände ich als Betroffene schön.

Sparen würde ich mir religiöse Weisheiten wenn Sie nicht gläubig ist.

Er war fröhlich und aufgestellt....ja...vielen sieht man es nicht an.icon_frown.gif
Wichtig finde ich auch, dass sich keiner schuldig fühlen muss, nichts bemerkt zu haben. Und auch dass er verzweifelt gewesen sein muss, dass er es nicht aus einer Laune getan hat. Wenn es so weit ist stellt das Hirn ab und derjenige tut nur noch.
Keiner trägt schuld, weder der Verstorbene , noch das Umfeld.

Wegen der Ruhe verstehe ich deine Bedenken. Aber alle denken so. Weisst du wenn Sie das Telefon nicht abnehmen möchte, dann tut Siedas auch nicht.
mag sie abheben und sprechen, dann freut sie sich sicher über deinen Anruf.
Du kannst ja kurz anrufen und dein Beileid bekunden. Und Ihr auch sagen, dass du verstehst wenn sie nicht reden mag.

Alles Liebe euch, ach es tut mir grad leidicon_frown.gif
@Promedan
Dabei seit: 28.07.2011
Beiträge: 342
Ich habe leider diese Situation zwei mal erleben müssen, direkt. Nein, ich rate ab eine Karte oder irgend etwas Aktiv von Dir aus zu tun. Man nimmt nichts wahr. Eine Karte mehr für sie.
Wenn Du Sie siehst, spürst Du sehr schnell ob ein Kondolieren angebracht ist. Du bist in der Situation zu weit weg. Lass sie in Ruhe trauern und lenke sie nicht ab, vor allem nimm sie nicht mit Deiner Anteilnahme in die Pflicht sich melden zu müssen oder bedanken zu müssen. Und das würdest Du tun. Die Antwortkärtchen brauchen das zig Fache an Kraft zu Schreiben, was Dein Kärtchen Dich gekostet hat. Und am Ende hast Du es nur aus "tut mir leid" gemacht.
Pasiphae72
Dabei seit: 19.05.2008
Beiträge: 160
@Promedan
Ui da würde ich aufpassen. Auch ich musste diese Situation direkt miterleben und kann dir nicht zustimmten. Für mich und unsere Familie war es ein riesiger Trost grosse Anteilnahme zu erfahren, viel schlimmer fand ich es, dass gewisse Leute einfach nichts dazu sagten, als ob gar nichts passiert wäre.
Ich kann mich Chili-Lili und Krokuss anschliessen, einfach halt auch akzeptieren wenn sie im Moment nicht reden will oder falls sie seltsam, abweisend oder sogar wütend reagiert dies nicht persönlich nehmen. Sie ist in einem Ausnahmezustand.
Höre auf dein Bauchgefühl. Pasiphae
Anjuli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.07.2005
Beiträge: 33
Für mich gibt es diverse Schwierigkeiten: Erstens weiss ich weder über die Hintergründe wirklich Bescheid und zweitens kannte ich ihn auch nicht wirklich. Ich habe ihn lediglich von den Familienfesten in Erinnerung wie er immer aufgestellt und nett war. Aber von gemeinsamen Erlebnissen kann ich nichts sagen. Auch ist schwierig, dass ich dieser Freundin nie wirklich sehr nahe war, in letzter Zeit noch weniger als Früher und ich weiss echt nicht wie sie fühlt. Was uns in den letzten 20 Jahren verbunden hat, war vorallem die Freundschaft unserer Ehemänner, dass er unser Trauzeuge war und ich die Gotte ihres Kindes. Solche "Freundschaften" bleiben wohl für immer, auch wenn man sich auseinander lebt. Aus diesen Gründen weiss ich eben nicht was sie braucht. Einfach hingehen und umarmen? Das habe ich früher ja auch nie gemacht?? Und die Meinungen scheinen ja auseinader zu gehen..
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
an deiner Stelle würde ich mich da rausnehmen/raushalten, du bist wohl zu weit weg. zudem dürfte sie genügend menschen haben, die ihr wesentlich näher stehen.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
Anjuli
ThemenerstellerIn
Dabei seit: 20.07.2005
Beiträge: 33
Ja Du hast sicher recht. Ausserdem ist es der bequemste Weg. Aber es stimmt für mich auch nicht, schliesslich will ich ihr auch wieder in die Augen sehen können. Dass ich ihr nicht helfen kann ist klar. Aber zeigen, dass ich mit ihr fühle möchte ich schon.
melli
Dabei seit: 03.01.2005
Beiträge: 780
Ich war Anfangs Jahr in einer ähnlichen Situation. Ich habe der Witwe ein Kärtli geschrieben und ganz unaufdringlich meine Hilfe angeboten, welche sie dann auch in Anspruch genommen hat.
Schreibe ein paar Zeilen, biete deine Unterstützung an und dann lass die Sache ruhen. Dränge dich auf keinen Fall auf!
fisi
Dabei seit: 05.04.2007
Beiträge: 4066
das kannst du ja später immer noch.

als mein bruder starb, waren da plötzlich leute die sich für so saumässig wichtig und nahestehend hielten, dass sie sich uns richtiggehend aufgedrängt haben. der brechreiz stand mir jeweils zuvorderst, ehrlich.

Der Vorteil der Klugheit besteht darin, daß man sich dumm stellen kann. Das Gegenteil ist schon schwieriger.
@Promedan
Dabei seit: 28.07.2011
Beiträge: 342
Einfach hingehen und Umarmen finde ich eine gute Idee. Ehrlich! Dann kann man auch Hilfe anbieten.
Und eine Umarmung tut dann einfach nur verdammt gut.